Die Adventszeit ist da. Das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Die Adventswochenenden, die Wintersonnenwende und das Weihnachtsfest stehen vor der Tür. In der zweiten Dezemberhälfte beginnt die Zeit der Rauhnächte. Diese Tage und Nächte stellen einen besonderen Abschnitt dar und werden auch als "die Zeit zwischen den Jahren" bezeichnet. Ich lade Sie gerne ein, sich über den Zauber, der diesen Tagen und Nächten innewohnt, zu informieren und hieraus Neues für sich zu erkennen und zu erfahren.

Nach germanisch-keltischen Überlieferungen zeichnet sich diese Zeit - welche im übrigen auch viele andere Kulturen kennen und pflegen - durch eine besondere, einzigartige Kraft aus. Der Ursprung dieses Zeitabschnitts liegt vermutlich darin, die Abweichung der Zeitrechnung nach dem Mondjahr mit seinen 12 Monden einerseits und dem Sonnenjahr andererseits auszugleichen. Das Mondjahr umfaßt 354 Tage (12 Monde mit 29,5 Tagen), unser Sonnenjahr hat gemäß dem Julianischen Kalender 365 Tage. Unsere Vorfahren fügten dazu 11 Schalttage mit 12 Nächten ein. Damit waren die fehlenden Tage ausgeglichen.
Je nach Quelle beginnen die Rauhnachttage zwischen dem 22. und dem 26. Dezember um 00:00 Uhr (also zwischen dem 21.12. und dem 25.12. mit dem Schlafengehen). Sie enden dementsprechend nach 12 Nächten und 11 Tagen zwischen dem 02. und 06. Januar des neuen Jahres. Ein Rauhnacht-Tag geht dabei jeweils von 00:00 Uhr bis 24:00 Uhr. Für die Rauhnacht-Nacht gilt die Zeit des Schlafen Gehens vor 00:00 Uhr bis zum Aufstehen am folgenden Tag.
Die Altvorderen haben diese Tage außerhalb der Zeit liegend als "eine Zeit zwischen den Jahren" angesehen. Nach den traditionellen Überlieferungen ruhen in der Zeit der Rauhnächte die Gesetze der Natur. Zudem ist es eine Zeit der Gegensätze:
- Die Dunkelheit bestimmt die Zeit - zugleich wird das neue Licht geboren - die Tage werden wieder länger.
- Das alte Jahr ist zu Ende - die Vergangenheit wird ergänzt um einen weiteren, abgeschlossenen Abschnitt. Das neue, kommende Jahr steht vor der Tür - die Zukunft ist dabei ein neues Kapitel anzulegen und aufzuschlagen.
- Blick zurück - Blick nach vorne: Wir beschauen alles Alte. Wir haben es aufgearbeitet. Wir haben es rund gemacht. Gleichzeitig wagen wir einen neugierigen Blick in die Zukunft.

Es ist die Zeit, in der wir das alte Jahr in Frieden und Freundschaft abgeschlossen haben und es verabschieden. In-Sich-Gehen, ein In-Sich-Hineinfühlen, auf seine innere Stimme hören. Stille genießen - Nachdenken - Meditieren. Und doch ist auch die Zeit gekommen für das Neue. Einen neugierigen Blick in die Zukunft zu wagen - hinein zu spüren. Gefühle, Ahnungen, Weissagungen. Die Fäden für das neue, kommende Jahr werden gesponnen. Wir können leichter mit der Natur in Kontakt treten, wir können versuchen einen Einblick auf das Neue, das Kommende zu erhaschen. Die Tore zu anderen Welten werden durchlässig. Engel und Geistwesen stehen uns in diesen Rauhnächten besonders nahe.
Auch lebt die Welt der Märchen und Geschichten, der Mythen und Sagen. Böse Geister werden durch Räuchern mit Myrrhe oder Weihrauch vertrieben - oder mit dem Perchtenlauf, mit dem Austreiben der Perchten in der Nacht. Untertags laden wir die guten Kräfte - die Schönperchten - ein und heißen sie willkommen. Ein bekanntes und an Silvester gerne praktiziertes Orakel ist das des Bleigießen. Es gibt uns Hinweise und Informationen für das neue Jahr.
Ein besonders wertvoller und schöner Brauch während der Zeit der Rauhnächte ist das Ritual der Wunscherfüllung. Klären Sie vor den Rauhnächten für sich "Was ist mir im neuen Jahr wichtig? Was möchte ich erfahren, was möchte ich erhalten? Was wünsche ich mir?" Schreiben Sie sich vor den Rauhnächten 13 Wünsche auf Papier. 13 Zettel mit je einem Wunsch. Falten Sie das Papier so, das sich die Zettel nicht unterscheiden und geben Sie sie in ein Behältnis. In jeder Rauhnacht entnehmen Sie einen Zettel, gehen damit ins Freie und verbrennen diesen Zettel. Ungesehen, ohne ihn vorher zu öffnen. Sehen Sie in die Flammen und begleiten Sie mit ihren Blicken den aufsteigenden Rauch. Verabschieden Sie den Rauch und übergeben Sie die erloschene Asche des Zettels der Erde. Bitten Sie um Erfüllung Ihres Wunsches. Die höheren Kräfte kümmern sich um Ihr Anliegen. Wenn Sie in jeder Rauhnacht einen Zettel übergeben haben, verbleibt am Ende der Rauhnächte ein letzter, der 13. Zettel im Behältnis. Das ist das Anliegen, welches Sie selbst im kommenden Jahr erledigen müssen.
Probiert / probieren Sie es!
Mal einfach machen - einfach mal machen ....
Ich wünsche Ihnen eine schöne, aus der Stille schöpfende Zeit der Wintersonnenwende, eine friedvolle Advents- und Weihnachtszeit, magische, vom Zauber erfüllte Rauhnächte. Möge Ihr Neues Jahr 2023 reich gesegnet und voller Wunder sein. Mögen sich Ihre Wünsche erfüllen.